1 Im Anfang (aller Dinge) war bereits das Wort Denn es ist vorzeitig und ewig (vgl. Joh. 8,58; 17,5). - Nur Johannes nennt den Sohn Gottes das Wort, und zwar nicht allein im Eingang seines Evangeliums, sondern auch 1. Joh. 1,1 und Offb. 19,13. Wie das Wort das Innere des Redenden offenbart, so offenbart auch der Sohn als das Wort das innere Wesen Gottes; er macht nicht nur Gottes Gnade kund (Joh. 1,14.16.17), sondern auch Gottes Zorn (Offb. 19,15). - Johannes nennt den Sohn das Wort nach Anleitung des Alten Testaments. Dort wird Gottes Wort vielfach als Gottes Offenbarer bezeichnet, und diesem Wort wird auch, ähnlich wie es Johannes hier im Eingang seines Evangeliums in V.3 und 4 tut, eine schöpferische und eine erleuchtende Tätigkeit zugeschrieben (z.B. Ps. 33,6; 119105); ja es wird von dem Wort Gottes und ebenso von der Weisheit Gottes (Spr. Kap. 8 und 9) wie von einer Person geredet (z.B. Ps. 107,20; 147,15; Jes. 55,10-11).; das Wort war eng vereint mit Gott Von dieser innigen Gemeinschaft des Wortes mit Gott redet Jesus z.B. Joh. 6,46; 17,24., ja göttliches Wesen hatte das Wort Vgl. Joh. 20,28f..

2 Dies war im Anfang eng vereint mit Gott.

3 Alle Dinge sind durch das Wort erschaffen Vgl. 1. Kor. 8,6; Kol. 1,16; Hebr. 1,2., und nichts ist ohne seine Wirksamkeit geworden.

4 Die ganze Schöpfung ist erfüllt mit seinem Leben Wörtlich: "Was geworden ist, ist in ihm Leben" (ich lese: [ho gegonen, en autoo dsooee estin]). Wie die ganze Schöpfung durch das Wort ins Dasein getreten ist, so wird sie auch durch das in ihr wirkende Leben des Wortes im Dasein erhalten (vgl. Kol. 1,17b; Hebr. 1,3b)., und dieses Leben Im Wort ruhende und auf alle Geschöpfe überströmende Leben. war das Licht der Menschen Das in dem Wort beschlossene Leben wirkte für die Menschen nicht nur schöpferisch und erhaltend, sondern auch erleuchtend. Denn es gab und erhielt den Menschen nicht nur das Dasein, sondern es schenkte ihnen auch das Licht der wahren Gotteserkenntnis (Joh. 17,2-3). Schon vor seiner Fleischwerdung brachte das Wort durch das in ihm vorhandene Leben den Menschen, und zwar den Juden wie den Heiden, das Licht der Erkenntnis Gottes (Joh. 8,12)..

5 Das Licht Das dann durch die Fleischwerdung des Wortes offenbar und wirksam geworden ist. scheint (auch noch immer) in der Finsternis Der in Sünde und Elend versunkenen Welt., denn von der Finsternis ist es nicht überwunden Wie ist es denn nun aber zu dem Scheinen des Lichtes in der Finsternis dieser Welt gekommen? Darauf antworten V.6-8..

6 Ein Mann trat auf, von Gott gesandt Also ein Prophet., sein Name war Johannes Johannes der Täufer sollte das Scheinen des Lichtes in der Welt durch seine Wirksamkeit vorbereiten..

7 Der kam, um Zeugnis abzulegen: er sollte zeugen von dem Licht Das in Jesus Christus erschienen war., damit sie alle durch ihn Johannes. zum Glauben kämen Zu dem Glauben, daß das Licht in Jesus Christus erschienen sei..

8 Er war nicht selbst das Licht; er hatte nur den Auftrag zu zeugen von dem Licht.

9 Das wahre Licht, das da erleuchtet jeden Menschen Der sein Herz den Strahlen dieses Lichtes öffnet., war Er, der kommen sollte in die Welt Mit Weizsäcker fasse ich [erchomenon] wegen des [auton] in V.10-12 maskulinisch (vgl. 11,27; 18,37b; auch Matth. 11,3; Luk. 7,19)..

10 Er war (schon) in der Welt Als Johannes der Täufer auftrat., und durch ihn ist die Welt geworden Um so mehr hätte die Welt ihn erkennen müssen, weil ja das Geschöpf in einer innigen Beziehung zu seinem Schöpfer steht., und dennoch hat die Welt Die von Gott durch die Sünde entfremdete und ihm feindlich gesinnte Menschenwelt. ihn nicht erkannt.

11 Er kam in sein Eigentum Gemeint ist das Volk des Alten Bundes, das als Gottes Eigentum (2. Mos. 19,5; 5. Mos. 7,6) auch das Eigentum seines ewigen Wortes, des verheißenen Messias, ist., die Seinen Die Juden. aber nahmen ihn nicht auf Israels Verschuldung war deshalb noch schwerer als die der übrigen Menschheit, weil es das Wort Gottes, seinen verheißenen Messias, dem es als Eigentum angehörte, gerade willig und empfänglich hätte aufnehmen müssen..

12 Doch allen, die ihn aufgenommen haben Zunächst in Israel, dann aber auch in der übrigen Menschheit., und die nun gläubig sind an seinen Namen, hat er verliehen dies Vorrecht, daß sie Gottes Kinder werden.

13 Nicht aus Geblüt der Menschen, auch nicht aus Fleischestrieb und Manneswillen, vielmehr durch Gottes Wirksamkeit ward er gezeugt Ich folge hier einer sehr alten, schon bei Irenäus und Tertullian vorkommenden Lesart. Das einfache [egenneethee] hat übrigens im Text vom 2. bis zum 4. Jahrhundert im Abendland geherrscht und hat auch in alten Urkunden des Morgenlandes deutliche Spuren hinterlassen (Th. Zahn). Johannes bekennt sich hier nachdrücklich zu dem Wunder der jungfräulichen Empfängnis und Geburt Jesu, die Matthäus und Lukas näher berichten..

14 So ist D.h. durch die übernatürliche göttliche Erzeugung. das Wort einst Fleisch Wahrhaftiger Mensch. geworden Vgl. 1. Joh. 4,2; 2. Joh. 7; 1. Tim. 3,16. und hat für eine Weile unter uns gewohnt Durch die Fleischwerdung des ewigen Wortes wurde die Verheißung von dem Wohnen Gottes unter seinem Volk (2. Mos. 25,8; 29,45; Hes. 37,27) in höherer Weise erfüllt.. Wir Zunächst Johannes und seine Mitapostel. haben seine Herrlichkeit geschaut Hier ist daran zu denken, wie sich Gottes Herrlichkeit einst schon in der Stiftshütte und im Tempel geoffenbart hat (2. Mos. 40,34f.; 1. Kön. 8,10f.)., ja eine Herrlichkeit, wie sie ein einziger Sohn empfängt von seinem Vater Wie ein Vater seinem einzigen Sohn alles mitteilt, was er hat: so hat Gott in dem fleischgewordenen Wort seine volle Herrlichkeit kundgetan.: voller Gnade und Wahrheit D.h.: das fleischgewordene Wort, dessen Herrlichkeit die Jünger schauten, trug die Fülle der göttlichen Gnade und Wahrheit in sich..

15 Johannes zeugt von ihm Dem fleischgewordenen Wort. und ruft Das Zeugnis des Täufers wird als noch forttönend vergegenwärtigt.: "Ihn habe ich gemeint, als ich einst sagte: 'Der nach mir kommt, ist mir voraus; denn er war eher da als ich Weil das fleischgewordene Wort wegen seines ewigen Daseins Johannes dem Täufer zeitlich voraus ist, darum ist es ihm auch dem Rang und der Bedeutung nach voraus..'"

16 Aus Das Zeugnis des Johannes in V.15 enthält die volle Wahrheit; denn "aus seiner Fülle haben wir ja alle" usw. seiner Fülle Aus dem, wovon er voll war, V.14 Schluß. haben wir ja alle Alle Gläubigen. empfangen Gnade um Gnade Gnade in fortlaufender Wechselfolge, so daß immer wieder neue Gnade an die Stelle der vorher empfangenen trat..

17 Denn das Gesetz ward dargereicht durch Mose; die Gnade und die Wahrheit, sie sind gebracht durch Jesus Christus.

18 Kein Mensch hat jemals Gott gesehen Auch Mose nicht. Hier ist die Rede von dem unmittelbaren Anschauen der wesenhaften Herrlichkeit Gottes.. Der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß zurückgekehrt Und zwar durch die Himmelfahrt., der hat ihn offenbart.

19 Dies ist das Schon in V.7 und 15 erwähnte. Zeugnis, das Johannes ablegte, als die Juden D.h. der Hohe Rat, der das Aufsichtsrecht über öffentliche Lehrer ausübte. eine Abordnung von Priestern und Leviten Also amtliche Vertreter des Hohen Rates. aus Jerusalem zu ihm sandten, um ihn zu fragen, wer er sei Ob er, weil er taufte und auf das nahe Gottesreich hinwies, vielleicht selbst der Messias sei..

20 Da legte er ein unumwundenes Bekenntnis ab; er erklärte: "Ich bin nicht der Messias."

21 Sie fragten ihn weiter: "Was bist du denn Wenn du nicht der Messias bist.? Bist du Elia Vgl. Mal. 3,23.?" Er sprach: "Ich bin es nicht." "Bist du der (verheißene) Prophet Von dem Mose 5. Mos. 18,15 geweissagt hat. Es scheint, daß diese Stelle bei den Juden nicht allgemein auf den Messias selbst gedeutet wurde.?" Er antwortete: "Nein."

22 Da sagten sie zu ihm: "Wer bist du denn? Wir müssen doch denen, die uns gesandt haben, eine Antwort bringen. Wofür gibst du selbst dich aus?"

23 Er erwiderte: "Ich bin eine Stimme, die in der Wüste ruft: 'Ebnet dem Herrn dem Weg!' wie der Prophet Jesaja gesagt hat Jes. 40,3.."

24 Die Abgesandten aber gehörten zu den Pharisäern.

25 Und sie fragten ihn weiter: "Warum taufst du denn, wenn du weder der Messias bist noch Elia noch der (verheißene) Prophet?"

26 Johannes erwiderte ihnen: "Ich taufe nur mit Wasser; doch mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt:

27 das ist der Mann, der nach mir kommt, und dessen Schuhriemen aufzulösen ich nicht würdig bin."

28 Dies geschah in Bethanien Dieser sonst unbekannte Ort in Peräa ist verschieden von dem bekannten Bethanien am Ölberg. jenseits des Jordans, wo Johannes taufte.

29 Tags darauf Nach dem in V.19-28 Erzählten. sah er Jesus auf sich zukommen. Da sprach er Wahrscheinlich zu seinen Jüngern, die ihn umgaben.: "Seht, dies ist Gottes Lamm, das die Sünde der Welt hinwegnimmt Hier ist an das Passahlamm zu denken, durch dessen Blut die Israeliten in Ägypten vor der göttlichen Plage verschont blieben. Während das Blut des Passahlammes die Sünde je eines Hauses bedecken sollte, tilgt das Blut des Lammes, das Gott schon vor Grundlegung der Welt ausersehen hat (1. Petr. 1,20), die Sünde der ganzen Menschheit.!

30 Dieser ist es, von dem ich einst gesagt habe: 'Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist; denn er war eher da als ich.'

31 Auch ich habe ihn anfangs nicht gekannt Als den verheißenen Messias.; damit er aber für Israel offenbar werde, deshalb bin ich aufgetreten mit der Wassertaufe."

32 Johannes legte noch dies Zeugnis ab: "Ich habe gesehen, daß der Geist wie eine Taube aus dem Himmel herniederschwebte, und er blieb auf ihm.

33 Aber ich kannte ihn damals noch nicht. Doch er, der mich gesandt hat, um mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: 'Der Mann, auf den du den Geist herniederschweben siehst, so daß er auf ihm bleibt, der ist der Täufer mit dem Heiligen Geist.'

34 Das habe ich gesehen Nämlich den Heiligen Geist auf ihn herabkommen., und nun ist mein Zeugnis: 'Dieser ist Gottes Sohn.'"

35 Tags darauf stand Johannes wieder da mit Zweien seiner Jünger.

36 Da sah er Jesus vorübergehen und sprach: "Seht, dies ist Gottes Lamm!"

37 Die beiden Jünger hörten diese Worte Die Johannes wahrscheinlich vor einem größeren Kreis gesprochen hatte. und gingen Jesus nach Um ihn näher kennenzulernen..

38 Da wandte sich Jesus um, und als er sah, wie sie ihm folgten, sprach er zu ihnen: "Was wünscht ihr?" sie antworteten ihm: "Rabbi" - dies Wort bedeutet: Meister -, "wo hältst du dich auf Die beiden Jünger hielten Jesus für einen reisenden Rabbi, der in der Nähe bei einem Gastfreund wohne.?"

39 Er erwiderte ihnen: "Kommt mit, dann werdet ihr es sehen." Sie kamen mit und sahen, wo er wohnte, und blieben den Tag über bei ihm. Das war um die zehnte Stunde 4 Uhr nachmittags. Um diese Zeit kamen die beiden Jünger zu Jesus. Der eine war Andreas (V.40), der andere ist ohne Zweifel der Apostel Johannes selbst gewesen. Darum hat sich ihm diese Stunde unauslöschlich eingeprägt..

40 Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den beiden, die Jesus auf das Wort des Johannes folgten.

41 Der traf zuerst seinen Bruder Simon und sprach zu ihm: "Wir haben den Messias gefunden" - dies Wort bedeutet: Gesalbter -.

42 Er führte ihn dann zu Jesus. Jesus sah ihn an und sagte: "Du bist Simon, des Johannes Sohn; du sollst Kephas heißen" - das bedeutet: Fels -.

43 Tags darauf wollte Jesus nach Galiläa ziehen. Da traf er Philippus und sprach zu ihm: "Folge mir!"

44 Philippus stammte aus Bethsaida, dem Heimatort des Andreas und Petrus.

45 Philippus traf Nathanael D.h. Gott hat gegeben (= Theodor). und sprach zu ihm: "Ihn, von dem Mose im Gesetz Man denke namentlich an 5. Mos. 18,15. geschrieben und von dem die Propheten geredet, ihn haben wir gefunden. Es ist Jesus, Josefs Sohn, ein Mann aus Nazareth."

46 Nathanael sprach zu ihm: "Kann aus Nazaret etwas Gutes kommen Nazaret stand wahrscheinlich in üblem Ruf.?" Philippus antwortete ihm: "Komm mit und überzeuge dich!"

47 Als Jesus sah, wie Nathanael auf ihn zukam, sagte er von ihm Nämlich zu seinen Gefährten und so, daß Nathanael ihn hörte.: "Seht, das ist wirklich ein Israelit, in dem keine Unaufrichtigkeit ist!"

48 Nathanael sprach zu ihm: "Woher kennst du mich?" Jesus antwortete ihm: "Noch ehe dich Philippus herrief, sah ich dich, wie du unter dem Feigenbaum warst Nathanael sollte erkennen, daß Jesus, der ihn auf übernatürliche Weise unter dem Feigenbaum gesehen, auch um seinen Herzenszustand wisse.."

49 Nathanael erwiderte ihm: "Meister, du bist Gottes Sohn, du bist der König Israels "Sohn Gottes" und "König Israels" sind hier zwei Bezeichnungen des Messias.!"

50 Jesus entgegnete ihm: "Glaubst du, weil ich dir gesagt habe, daß ich dich unter dem Feigenbaum gesehen? Du sollst noch Größeres erleben als dies."

51 Dann fuhr er fort Indem er sich an alle seine Begleiter wandte.: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr sollt den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauffahren und herabsteigen über dem Menschensohn 1. Mos. 28,12. Jesus will mit diesen Worten sagen, daß seine Jünger sehen sollen, wie er unablässig im innigsten Verkehr mit Gott steht.."

1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott (= göttlichen Wesens) war das Wort.

2 Dieses war im Anfang bei Gott.

3 Alle Dinge sind durch dieses (Wort) geworden (= geschaffen), und ohne dieses ist nichts geworden (von allem), was geworden ist.

4 In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.

5 Und das Licht leuchtet in der Finsternis, doch die Finsternis hat es nicht ergriffen (oder: begriffen, oder: angenommen).

6 Es trat ein Mann auf, von Gott gesandt, sein Name war Johannes;

7 dieser kam, um Zeugnis abzulegen, Zeugnis von dem Licht (oder: für das Licht), damit alle durch ihn zum Glauben kämen.

8 Er war nicht selbst das Licht, sondern Zeugnis sollte er von dem Licht (oder: für das Licht) ablegen.

9 Das Licht war da, das wahre, das jeden Menschen erleuchtet, es kam gerade in die Welt;

10 es war in der Welt, und die Welt war durch ihn (der das Licht war) geschaffen worden, doch die Welt erkannte ihn nicht.

11 Er kam in das Seine (= sein Eigentum), doch die Seinen (d.h. die ihm Eigenen) nahmen ihn nicht auf;

12 allen aber, die ihn annahmen, verlieh er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, nämlich denen, die an seinen Namen glauben,

13 die nicht durch Geblüt oder durch den Naturtrieb des Fleisches, auch nicht durch den Willen eines Mannes, sondern aus Gott gezeugt (oder: geboren) sind.

14 Und das Wort wurde Fleisch (= Mensch) und nahm seine Wohnung unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, eine Herrlichkeit, wie sie dem eingeborenen (= einzigen) Sohne vom Vater verliehen wird; eine mit Gnade und Wahrheit erfüllte.

15 Johannes legt Zeugnis von ihm (oder: für ihn) ab und hat laut verkündet: »Dieser war es, von dem ich gesagt habe: ›Der nach mir kommt, ist (schon) vor mir gewesen, denn er war eher als ich (oder: als Erster über mir).‹«

16 Aus seiner Fülle haben wir ja alle empfangen, und zwar Gnade über Gnade.

17 Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben worden, aber die Gnade und die Wahrheit sind durch Jesus Christus geworden (= gekommen).

18 Niemand hat Gott jemals gesehen: der eingeborene Sohn, der an des Vaters Brust liegt, der hat Kunde (von ihm) gebracht.

19 Dies ist nun das Zeugnis des Johannes, als die Juden aus Jerusalem Priester und Leviten zu ihm sandten, die ihn fragen sollten, wer er sei.

20 Da bekannte er unverhohlen und erklärte offen: »Ich bin nicht Christus (= der Messias).«

21 Sie fragten ihn weiter: »Was denn? Bist du Elia?« Er sagte: »Nein, ich bin es nicht.« »Bist du der Prophet?« Er antwortete: »Nein.«

22 Da sagten sie zu ihm: »Wer bist du denn? Wir müssen doch denen, die uns gesandt haben, eine Antwort bringen! Wofür gibst du selbst dich aus?«

23 Da antwortete er: »Ich bin die Stimme dessen, der in der Wüste ruft: ›Ebnet dem Herrn den Weg!‹, wie der Prophet Jesaja geboten hat.« (Jes 40,3)

24 Die Gesandten aber gehörten zu den Pharisäern

25 und fragten ihn weiter: »Warum taufst du denn, wenn du weder Christus (= der Messias) noch Elia, noch der Prophet bist?«

26 Da antwortete Johannes ihnen: »Ich taufe nur mit Wasser; aber mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt,

27 der nach mir kommt und für den ich nicht gut genug bin, ihm den Riemen seines Schuhwerks aufzubinden.«

28 Dies ist in Bethanien geschehen jenseits des Jordans, wo Johannes sich aufhielt und taufte.

29 Am folgenden Tage sah er Jesus auf sich zukommen; da sagte er: »Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! (Jes 53,4.7)

30 Dieser ist’s, von dem ich gesagt habe: ›Nach mir kommt ein Mann, der (schon) vor mir gewesen ist; denn er war eher da als ich (oder: war als Erster über mir).‹

31 Ich selbst kannte ihn nicht; aber damit er Israel offenbart würde, deshalb bin ich gekommen, ich mit meiner Wassertaufe.«

32 Weiter legte Johannes Zeugnis ab mit den Worten: »Ich habe gesehen, daß der Geist wie eine Taube aus dem Himmel herabschwebte und auf ihm blieb;

33 und ich selbst kannte ihn nicht, aber der, welcher mich gesandt hat, um mit Wasser zu taufen, der hat zu mir gesagt: ›Auf welchen du den Geist herabschweben und auf ihm bleiben siehst, der ist’s, der mit heiligem Geiste tauft.‹

34 Nun habe ich selbst es auch gesehen und bezeugt, daß dieser der Sohn Gottes ist.«

35 Am folgenden Tage stand Johannes wieder da mit zweien seiner Jünger,

36 und indem er den Blick auf Jesus richtete, der dort umherging, sagte er: »Seht, das Lamm Gottes!«

37 Als die beiden Jünger ihn das sagen hörten, gingen sie hinter Jesus her;

38 dieser wandte sich um, und als er sie hinter sich herkommen sah, fragte er sie: »Was sucht (oder: wünscht) ihr?« Sie antworteten ihm: »Rabbi« – das heißt übersetzt (= auf deutsch) ›Meister (oder: Lehrer)‹ –, »wo hast du deine Herberge (oder: Wohnung)?«

39 Er antwortete ihnen: »Kommt mit, so werdet ihr es sehen!« Sie gingen also mit und sahen, wo er seine Herberge hatte, und blieben jenen ganzen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde.

40 Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den beiden, die es von Johannes gehört hatten und hinter Jesus hergegangen waren.

41 Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: »Wir haben den Messias« – das heißt übersetzt ›den Gesalbten (oder: Christus)‹ – »gefunden.«

42 Er führte ihn dann zu Jesus; dieser blickte ihn an und sagte: »Du bist Simon, der Sohn des Johannes; du sollst Kephas – das heißt übersetzt ›Fels‹ (vgl. Mt 16,18) – heißen.«

43 Am folgenden Tage wollte Jesus nach Galiläa aufbrechen; da traf er Philippus und sagte zu ihm: »Folge mir nach!«

44 Philippus stammte aber aus Bethsaida, dem Heimatort des Andreas und des Petrus.

45 Philippus traf (darauf) den Nathanael (vgl. zu Mt 10,3) und berichtete ihm: »Wir haben den gefunden, von welchem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, den Sohn Josephs, aus Nazareth.«

46 Da sagte Nathanael zu ihm: »Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?« Philippus erwiderte ihm: »Komm mit uns sieh!«

47 Als Jesus den Nathanael auf sich zukommen sah, sagte er von ihm: »Siehe da, in Wahrheit ein Israelit, in dem kein Falsch ist!«

48 Nathanael fragte ihn: »Woher kennst du mich?« Jesus antwortete ihm mit den Worten: »Noch ehe Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, habe ich dich gesehen.«

49 Da antwortete ihm Nathanael: »Rabbi (= Meister), du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel!«

50 Jesus gab ihm zur Antwort: »Du glaubst (an mich), weil ich dir gesagt habe, daß ich dich unter dem Feigenbaum gesehen habe? Du wirst noch Größeres als dies zu sehen bekommen.«

51 Dann fuhr er fort: »Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes über dem Menschensohn hinauf- und herabsteigen sehen.«