1 So ermahne ich euch denn als einer, der sich durch unzertrennliche Bande an den Herrn gefesselt fühlt: Zeiget euch in eurem Lebenswandel der Berufung würdig, die an euch ergangen ist!

2 Wandelt in aller Demut, Sanftmut und Geduld! Einer trage des andern Schwächen in aller Liebe!

3 Vor allem seid eifrig bemüht, die geistige Einheit zu wahren durch das Band des Friedens:

4 Ein einziger geistiger Leib und nur ein einziger diesen Leib beherrschender Geist, wie ja auch die Hoffnung nur eine einzige ist, zu der ihr berufen seid.

5 Nur ein Herr, nur ein Glaube, nur eine Taufe,

6 nur ein Gott und Vater aller, der da steht über allem und vollkommener ist, als alles, und der mit uns allen in engster Verbindung steht.

7 Jedem einzeln von uns ist eine Gnadengabe zuteil geworden, und zwar in dem Maße, wie Christus es für gut fand, sie uns als Geschenk zu gewähren.

8 Es heißt ja: "Er ist zur Höhe hinaufgestiegen, hat solche, die in Gefangenschaft waren, für sich zu Gefangenen gemacht und Gaben an die Menschen ausgeteilt."

9 Wenn es heißt: "Er ist zur Höhe hinaufgestiegen, welch andern Sinn könnten diese Worte haben, als den, dass er vorher in die Sphären hinabgestiegen war, die tiefer sind als die irdischen.

10 Der in die Tiefe der Hölle hinabstieg, ist derselbe, der über alle Sphären hinaufstieg, um das All wieder zu der Vollendung zu bringen, wie es einst war.

11 Er ist es auch, der die einen zu Aposteln bestimmte, andere zu Sprechmedien in deren Muttersprache, andere zu Wanderpredigern der Heilswahrheit, andere zu Leitern und Lehrern der Gemeinden;

12 dadurch sollen die Gottestreuen jene innere Ausbildung erlangen, die sie befähigt, an dem Werke des geistigen Gemeindedienstes mitzuarbeiten und zu helfen, den geistigen Leib Christi nach und nach wieder aufzubauen,

13 bis wir alle zu der großen Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangt und zu einem vollkommenen Menschen geworden sind, - zum Vollmaß des Wuchses, in dem Christus unser Vorbild ist.

14 Wir sollen ja nicht länger unausgewachsene Kinder bleiben, die von jedem Winde trügerischer Menschenlehre infolge arglistiger Irreführung wie Meereswogen hin und her geworfen werden und sich bald hierin, bald dorthin treiben lassen.

15 Wir sollen vielmehr der wahren Lehre treu bleiben und nach und nach alle Geschöpfe durch die Liebe zu geistigen Gliedern dessen machen, der das geistige Haupt ist, -nämlich Christi.

16 Denn durch ihn wird der geistige Leib als ein Ganzes zusammengefügt und zusammengehalten. In diesem Gefüge hat jedes Glied seinen Dienst zu verrichten nach dem Maße der Kraft, die einem jeden als Teil des Ganzen verliehen wird. So hilft jedes Glied am Aufbau des geistigen Leibes mit, bis der geistige Bau Christi vollendet ist, aufgebaut auf dem Fundament der Liebe.

17 So ermahne und beschwöre ich euch im Namen des Herrn: Führet nicht einen Lebenswandel, wie die Ungläubigen, die ihren Sinn auf die weltlichen Nichtigkeiten gerichtet haben.

18 Diese tappen im Finstern und können nicht mehr klar sehen. Dem Leben in Gott sind sie entfremdet, weil sie wegen der Verstocktheit ihres Herzens keine Gotteserkenntnis mehr besitzen.

19 Jedes sittliche Gefühl ist ihnen abhanden gekommen; darum geben sie sich jeder Ausschweifung hin. Als Menschen, die alle Hoffnung auf etwas Höheres verloren haben, treiben sie jede Art der Unzucht und Ausschweifung.

20 So etwas habt ihr nicht aus der Lehre Christi gelernt.

21 Was Christus lehrt, habt ihr ja vernommen, und darüber seid ihr vollkommen unterrichtet worden, dass diese Lehre im Leben Jesu selbst zur Wahrheit wurde;

22 dass ihr daher infolge eurer vor kurzem erfolgten Bekehrung den alten Menschen abgelegt haben müsst, - jenen Menschen, der sich selbst zu Grunde richtete durch Befriedigung der niedern Sinnlichkeit, die sich ja doch nur als Trug erwies;

23 dass ihr nun neu gestaltet werdet durch den Geist der Erkenntnis, der euch verliehen wurde, und den neuen Menschen anziehen sollt, -

24 jenen Menschen, der einst nach dem Bilde Gottes geschaffen worden war in Gottestreue, Reinheit und Wahrheitsliebe.

25 Darum entfernt die Lüge aus eurem Herzen und sprecht im Verkehr miteinander nur die Wahrheit! Wir stehen ja in demselben Verhältnis zu einander, wie die Glieder eines Leibes.

26 Steigt plötzlich eine Zorneswallung in euch auf, so lasst euch dadurch nicht zur Sünde verleiten!

27 Lasst die Sonne nicht über einer solchen Zornesstimmung untergehen, damit ihr dem Teufel keine Handhabe gegen euch gewähret.

28 Wer bisher ein Dieb war, unterlasse das Stehlen und begebe sich lieber fleißig an die Arbeit, um sich mit eigenen Händen die irdischen Güter zu erwerben. Dann wird er imstande sein, auch den Notleidenden noch etwas mitzugeben.

29 Lasst keine Bemerkung eurem Munde entschlüpfen, die wie Fäulnis wirkt, sondern redet nur dann, wenn ihr etwas zu sagen wisst, was zum Aufbau im Glauben dient, damit den Zuhörern dadurch eine Wohltat erwiesen wird.

30 Betrübet nicht die heilige Geisterwelt, die euch von Gott zugeteilt wurde und die euch die Bestätigung dafür ist, dass der Tag eurer vollständigen Rettung naht.

31 Alle Bitterkeit, aller Zorn und Groll, alles Schreien und Fluchen samt allem, was es sonst noch Böses gibt, haltet von euch fern!

32 Seid freundlich und herzlich zueinander und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat, indem er euch zu geistigen Gliedern Christi machte.